KI-Bilder im Marketing: Segen oder Risiko?
In welchen Situationen KI-Bilder ungeeignet sind – mit Beispielen aus der Praxis
Keine Zeit oder Budget für ein neues Produktfoto? Kein geeignetes Bild zum Thema „Aprilwetter“ im Archiv? KI liefert schnell die Lösung: ein kurzer Prompt, wenige Sekunden Wartezeit – und das Posting ist bereit für Instagram. Doch häufig lassen erste kritische Rückmeldungen nicht lange auf sich warten. Unsere Recherche zeigt: Viele Nutzer begegnen KI-Bildern mittlerweile mit Skepsis...

Der rechtliche Hintergrund
AI Act - Kennzeichnungspflicht ab 2026
Der AI Act ist bereits am 1. August 2024 formell in Kraft getreten. Bislang gibt es – abgesehen vom Urheberrecht und der DSGVO – keine spezielle gesetzliche Regelung, die die Kennzeichnung von KI-generierten Bilder vorschreibt. Das ändert sich jedoch, sobald der AI Act im August 2026
vollständig anwendbar wird.
Ab diesem Zeitpunkt müssen Deepfakes klar gekennzeichnet werden – also KI-generierte Bilder, die echten Personen, Gegenständen oder Ereignissen so stark ähneln, dass sie für real gehalten werden könnten. Die
Kennzeichnung muss deutlich, eindeutig und gut sichtbar erfolgen.
Unter diese Pflicht fallen künftig auch realistisch wirkende Produktbilder, selbst dann, wenn lediglich der Hintergrund KI-generiert ist, das eigentliche Produktfoto aber echt
bleibt. Gerade für Unternehmen kann dies schnell aufwendig werden, da im Zweifel genau angegeben werden muss, welche Bildteile KI-basiert verändert oder erzeugt wurden.
Noch ist die Kennzeichnung freiwillig – aber ein kurzer Hinweis
schafft schon jetzt Transparenz und zeigt Ihren Kunden und Followern: Wir gehen offen mit KI um.
Warum KI-Bilder oftmals nicht für Likes sorgen
Stichwort Vertrauen und Transparenz
Die Vorteile von KI liegen auf der Hand: schnell, flexibel, kreativ. Doch Nutzer werden zunehmend sensibler dafür, wenn Inhalte KI-basiert sind – und reagieren besonders kritisch, wenn das Bild den Eindruck erweckt, etwas
beschönigen oder verdecken zu wollen.
Eine aktuelle Studie zur Akzeptanz von KI-generierten Inhalten im E-Commerce zeigt Folgendes:
- Die Akzeptanz hängt stark von wahrgenommener Nützlichkeit und Benutzerfreundlichkeit ab. Beide Faktoren beeinflussen die Bereitschaft, KI-Content zu akzeptieren, besonders deutlich (Modell erklärt 81,6 % der Varianz).
- Vertrauen und Transparenz spielen eine zentrale Rolle. Detaillierte, nachvollziehbare Informationen erhöhen nachweislich die Akzeptanz von KI-basierten Inhalten.
- Soziale Einflüsse und Rahmenbedingungen wirken sich ebenfalls aus. Besonders wichtig ist, dass Nutzer die Inhalte ausprobieren können („Trialability“) und dass die Plattform verlässliche Nutzungsmöglichkeiten bietet.
- Konsumenten reagieren positiv, wenn KI-Inhalte relevant, personalisiert und akkurat sind – kritischer jedoch bei fehlender Authentizität oder bei unpersönlichen, generischen Content-Ergebnissen.
Das zeigt sich auch in der Praxis:
Ein Eissalon bewirbt eine seiner neuen Kreationen mit einem KI-generierten Bild, versieht das Posting sogar mit einem entsprechenden Hashtag –
und bekommt dennoch einige negative Kommentare.
Warum?

Aus Sicht der Nutzer ist die Frage offensichtlich: Warum wurde nicht einfach das echte Eis
fotografiert?
Der Eindruck entsteht, dass das Produkt in Wirklichkeit ganz anders aussieht – oder vielleicht gar nicht existiert. Ein KI-visualisiertes „Traumeis“, das später nicht so serviert wird, sorgt schnell für enttäuschte
Erwartungen.
Gerade in der Gastronomie gilt: Ein authentisches Smartphonefoto wirkt glaubwürdiger als ein perfekt gestyltes KI-Bild. Selbst wenn das Foto nicht absolut professionell ist – es zeigt das echte Produkt und schafft damit
Vertrauen.
Noch ein Beispiel:
Eine Tourismusseite einer bekannten Stadt veröffentlicht ein allgemeines Posting – allerdings mit einem offensichtlich KI-generierten Bild. Eine Kennzeichnung fehlt, doch für die meisten Nutzer ist sofort klar, dass hier keine echte Aufnahme dahintersteckt. Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten:

Warum sorgt das für Frust?
Gerade die Tourismus- und Gastronomiebranche lebt von
echten Eindrücken. Nutzer wollen sehen, wie eine Stadt tatsächlich aussieht, wie ein Hotel wirklich wirkt oder welches Gericht sie vor Ort erwarten können. Wenn stattdessen KI-Bilder eingesetzt werden, entsteht schnell der Eindruck, dass etwas
beschönigt oder versteckt werden soll.
Die Frage „Was ist echt – und warum zeigt man es nicht?“ steht sofort im Raum. Ähnliche Probleme entstehen in anderen Bereichen, in denen Realität und Vertrauen entscheidend sind:
KI-generierte Visualisierungen von fertigen Projekten (z. B. beim Hausbau, in der Renovierung) oder mit KI aufgehübschte Arztpraxen und Teamfotos wirken nicht nur unnatürlich, sondern können potenzielle Kundinnen* sogar abschrecken. Wer hier auf KI
setzt, riskiert, seine Glaubwürdigkeit und Authentizität zu verlieren.
KI sinnvoll eingesetzt
Empfehlungen & Best Practices
Nach all der Kritik an KI-Bildern: Es gibt natürlich auch Einsatzbereiche, in denen KI nicht nur unproblematisch, sondern sogar sehr spannend sein kann – und dabei hilft, Aufmerksamkeit, Reichweite und neue Follower zu gewinnen. Mögliche Einsatzideen:
- KI-Kampagnen – ein mit KI erstelltes Bild wird in der Realität nachgebaut und umgesetzt (z. B. ein Gericht, Möbelstück oder Dekoration).
- KI-Wettbewerbe – die Community reicht eigene KI-Bilder ein, das schrillste oder kreativste Motiv gewinnt.
- Abstrakte Themen visualisieren – Prozesse, Visionen, Zukunftsszenarien, die sich schwer fotografieren lassen, können mit KI bildlich dargestellt werden.
- Muster, Verläufe & Hintergründe – Für neutrale, dekorative Elemente – etwa Texturen, Farbverläufe oder grafische Flächen, die nur als Hintergrund für Texte oder Layouts dienen – ist KI ideal.
Ein spannendes Beispiel dafür, wie konsequent KI genutzt werden kann, ist die Marke Afri Cola: Auf ihren Social-Media-Kanälen setzt das Unternehmen seit Längerem
fast ausschließlich auf KI-generierte Bilder. Die Motive sind meist witzig, überzeichnet und klar als KI-Visualisierungen erkennbar. Negative Kommentare gibt es dennoch regelmäßig – Afri Cola steht jedoch offen dazu, kommuniziert transparent den
Einsatz von KI und macht ihn sogar selbst zum Thema. Neben #KI und #KIgeneriert tauchen in den Postings auch eigene Hashtags auf, etwa #afriai oder #afristicintelligence.
Fazit
KI kann – richtig eingesetzt – ein wertvolles Werkzeug im Arbeitsalltag sein, besonders für Einzel- und Kleinunternehmen ohne eigene Grafikabteilung. Doch nicht jede Branche und nicht jedes Thema eignet
sich für KI-generierte Bilder. Wenn sich unter einem Posting negative Kommentare häufen oder Zweifel an der Echtheit aufkommen, ist das ein deutliches Signal: Hier lohnt es sich, den Einsatz von KI zu überdenken und beim nächsten Mal vielleicht besser
zum realen Foto zu greifen.
Sollten Sie Fragen zu Social Media Marketing oder den Einsatz von KI haben, kontaktieren Sie uns gern.