08.09.2012

Facebook & Co - Fans kaufen = Erfolg?

Kauft man Fans, Views & Co hat man Social Media missverstanden.

Haben Sie schon einmal daran gedacht, Fans, Follower & Co für Ihre Facebook-Seite, Ihr Twitter-Profil oder beim YouTube-Channel mit wenigen Klicks und gegen ein bisschen Bares einfach zu kaufen? Lt. jüngsten Medienberichten versuchen sich zumindest einzelne Politiker damit im Wahlkampf besser zu positionieren. Warum der Fankauf insgesamt keine gute Idee ist, lesen Sie hier.

Immer wieder hört man in den Medien von Skandalen rund um gekaufte Fans, dazu ein aktuelles Beispiel. In den Medien wird momentan diskutiert, ob der US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney Twitter-Follower gekauft hat. Am 22. Juli hatte sein Account von heute auf morgen 100.000 Follower mehr. Verdächtig, da es bislang meist nur durchschnittlich ca. 3500 neue Follower pro Tag waren. Einer aktuellen Studie zufolge sagten 64 Prozent der US–Bürger, sie gäben ihre Stimme nur ungern einem Kandidaten, der über Datenkauf und maßgeschneiderte Werbung auf sich aufmerksam gemacht hat. Dieses Beispiel zeigt, wie schnell man seinen Account bei sozialen Netzwerken aufhübschen kann, gleichzeitig aber auch wie die Öffentlichkeit dazu steht. Ein paar Fans & Co mehr können so schnell das Image eines Unternehmens oder einer Person zerstören. Ist es das wirklich wert?

Was wird geboten?

Doch wieso entschließen sich Unternehmen dazu, Fans & Co gegen Geld zu erhalten. Viele Anbieter arbeiten inzwischen nicht mehr mit Fake-Profilen (also ein Profil, hinter welchem keine reale Person steht), sondern rekrutieren reale Facebook-User.

Entschließt sich ein Unternehmen für den Kauf von Fans, etc. kann es bestimmen (z.B.: bei fanslave.de), wie alt die Fans sein sollen, woher diese kommen, welche Sprache diese sprechen und welches Geschlecht die Fans haben sollen. Und damit keinem auffällt, dass es sich um gekaufte Fans handelt, kann man festlegen wie viele Fans pro Tag dem Account hinzugefügt werden sollen (solch einen Anbieter hatte Matt Rommney anscheinend nicht gewählt).

Auf dem ersten Blick klingt das durchaus durchdacht und erfolgsversprechend. Hat man den Fan-Kauf in Auftrag gegeben, so werden die passenden Fans ausfindig gemacht und diese dem Unternehmen vorgeschlagen. Keiner wird – zumindest laut FAQ einiger Anbieter – dazu gezwungen, das Unternehmen zu liken, auch können User das Unternehmen zuerst genauer betrachten, bevor Sie auf "Gefällt mir" klicken. Im Prinzip also ähnlich, als ob man einen Link mit einem Tipp zu einem Unternehmen von einem Freund erhält, das Unternehmen interessant findet und daraufhin Fan des Unternehmens wird. Eigentlich keine schlechte Möglichkeit seinen Twitter-Account oder YouTube-Channel etwas aufzuwerten, oder?

ABER, wenn Sie für einen Klick auf "Gefällt mir" oder "Follow" einen gewissen Betrag erhalten, würde Sie dann wirklich interessieren, was das Unternehmen macht bzw. würden Sie sich aktiv auf der jeweiligen Facebook-Fanseite oder im Twitter-Stream beteiligen? Die Anbieter versuchen dieses Argument mit dem viralen Effekt zu entkräften. Sprich, "liked" ein User ein Unternehmen sehen dies auch dessen Freunde. Dadurch sollen weitere Freunde gewonnen werden, eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht. In diesem Zusammenhang taucht noch ein weiteres Problem oder besser gesagt Risiko auf: Was, wenn das vorgeschlagene Unternehmen dem User nicht sympathisch ist, dieser vielmehr dessen Produkte & Co ablehnt, trotzdem für sein "Gefällt mir" Geld bekommt und jetzt die Chance nutzt, um seine negative Meinung öffentlich zu posten? Solche Fans und Follower kann man auch kostenlos erhalten. Hier wird auch deutlich, dass soziale Netzwerke immer ein Riskio bedeuten, egal ob gekaufte Fans oder nicht. Aber dieses Risiko wird durch den Kauf von Fans mit Sicherheit nicht minimiert. Daher: Posten Sie, motivieren und kommentieren Sie, so bekommt man "echte" Fans.

Warum gekaufte Fans?

Viele Unternehmen bzw. Betreiber von Facebook-Seiten rechtfertigen den Kauf von Fans, Views und Follower mit dem Argument, eine Seite ohne Fans zieht auch keine neuen an oder animiert auch keine User auf "Gefällt mir" & Co. zu klicken. Ein Argument, dass durchaus plausibel klingt. Wenn eine Facebook-Seite online ist, auf diese aktiv hingewiesen wurde, allerdings nach einigen Wochen noch immer die Zahl "Null" unter Fans prankt, sollte man nicht nach Fake-Fans-Anbietern suchen, sondern besser nach den Ursachen für den schlechten Start. Vielleicht sind soziale Medien nicht für Ihre Branche oder Zielgruppe das Richtige oder Ihre Inhalte und Postings sind nicht interessant genug. Ist dies der Fall, werden auch gekaufte Fans nichts an einer leeren Pinnwand bzw. Chronik ändern.

Ein weiterer Grund um Fans & Co. zu kaufen: den Mitbewerber und dessen Facebook-Seite übertrumpfen. Irgendwie verständlich, allerdings ist auch hier der bessere Weg, den Mitbewerber über Inhalte und Interaktionen auszustechen.


Was halten Facebook & Co von gekauften Fans?

Der soziale Netzwerk-Riese Facebook hat inzwischen auf die Flut von Fake-Profilen reagiert und einige Änderungen durchgeführt, im Detail wurde die Like-Qualität erhöht. Dadurch sollen in Zukunft Fake-Accounts schneller erkannt und entfernt werden. Diese Änderungen betreffen auch die aktuellen Fanseiten. So sollen im Durchschnitt bei jeder Fan-Page ca. 1% der Accounts Fake-Accounts  sein, diese werden nach und nach entfernt werden. Einige Unternehmen werden daher in der nächsten Zeit deutliche Änderungen bei den Fanzahlen feststellen.

Auch Twitter sperrt Accounts, die als Fake bzw. unechte Profile identifiziert wurden, allerdings ist es sehr leicht das System zu täuschen. Dies belegt auch die aktuelle Barracuda-Studie, durchgeführt von Jason Ding, Forscher beim Security-Anbieter Barracuda Networks. Dieser zufolge werden die Fake-Accounts von Dealern gemanagt, die darauf achten würden, dass der Bogen nicht überspannt wird. Hier die Ergebnisse der Studie kurz zusammengefasst:

 
Sind Fake-Fans legal?

Nach all den Fakten und Überlegungen zum Nutzen von Fake-Fans, stellt sich nun die Frage, ob es überhaupt legal ist, Fans & Co zu kaufen. Laut Rechtsanwalt Alexander Peter Taubitz von der deutschen Anwaltshotline, könnte der Kauf von Fans gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen, auch könnte es sich auch um irreführende Werbung handeln:

„Bei vielen Fans geht ein Verbraucher davon aus, dass ein Unternehmen über große Bekanntheit verfügt und breites Kunden-Vertrauen genießt. Sind diese Fans gekauft, kann es sich somit um irreführende Werbung handeln.“

Allerdings dürfte es nicht einfach sein, den Fan-Kauf zu überprüfen bzw. nachzuweisen. Aber auch wenn man gegen kein Gesetz verstößt, so sollte man sich bewusst sein, dass der Kauf von Likes, Views & Co schnell zum Imageverlust, Abmahnungen und auch zur Löschung eines Unternehmens-Accounts führen kann.

Unser Fazit: Bevor Sie Fans kaufen, überprüfen Sie Ihre Fanseite bzw. Social Media-Account auf mögliche Probleme. Und vergessen Sie nicht die wichtigsten Aspekte sozialer Netzwerke: Ehrlichkeit und Transparenz. Fake-Fans, falsche Follower und erkaufte Views haben da keinen Platz.


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